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Lieber Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,
mit dieser Seite möchten wir ihnen einen Einblick in die Thematik der Knöchelverstauchung geben, dessen Problematik und unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethoden erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, sich vor der ersten Behandlung besser mit der Thematik auseinanderzusetzen um so bestehende Fragen oder Unsicherheiten klären zu können.
Jeder hat es wahrscheinlich bereits einmal erlebt: man hat beispielsweise die Bordsteinkante übersehen oder wurde beim Fußball gefoult, wodurch das Sprunggelenk nach außen hin wegkippt und einem ein stechender Schmerz durchfährt. Diese Art von Verletzung zählen zu den häufigsten im (Leistungs-)Sport und im Alltag und ist in medizinischen Bereich auch als sogenannte “Sprunggelenksdistorion” bekannt. Im folgenden Beitrag wollen wir ihnen etwas anhand neuster wissenschaftlicher Fakten über die Sprunggelenksdistorsion erklären und mit einigen hartnäckigen Mythen rund um die Sprunggelenksdistorsion aufräumen.
In Fachkreisen bezeichnet man die Sprunggelenksdistorion auch als “Supinations-/Investionstrauma”. Den überwiegenden Teil aller Distorsionen, betreffen dabei den Kapsel-Bandapparat an der Außenseite unseres Fußes.
Zunächst einmal ein kleiner und schneller Einblick in die Anatomie unseres Fußes: unser menschlicher Fuß ist eine äußerst komplexe Struktur und kann sich für die verschiedenen Aufgaben, die er im Alltag gestellt bekommt, optimal anpassen. Seine Hauptfunktion sind u.a. Flexibilität (z.B. Belastungen absorbieren), Stabilität und Reizaufnahme (z.B. Oberflächen- und Tiefensensibilität). Unser menschliches Sprunggelenk setzt sich aus dem oberen und unteren Sprunggelenk zusammen und bildet somit eine funktionelle Einheit, welche aus 28 Knochen besteht, die über 55 Gelenke miteinander verbunden sind. 4,8,11 Jetzt kommen unsere Bänder (auch Ligamente genannt) ins Spiel, welche eine entscheidende Rolle für die Biomechanik und Wahrnemung spielen. 1,4,11,12,17 Die wichtigsten Ligamente unseres Fußes sind:
Der Begriff “Distorsion” beschreibt lediglich den Verletzungsmechanismus der dabei stattfindet. 4, 10, 11, 12, 13, 33 Eine Sprunggelenksdistorsion ist also nichts anderes als eine Traumatisierung (resultierend u.A. aus der Drehung des Fußes nach innen) von verschiedenen Bindegewebsbestandteilen der äußeren Fußseite, welche im Anschluss zu mehr oder weniger lang anhaltenden Defiziten in der Funktion des Fußes führt.
Wie bereits oben erwähnt sind Distorsionen des Sprunggelenkes eine der häufigsten Verletzungen des Bewegungsapparates und mitunter die häufigste Sportverletzung. 4, 5, 6, 26, 33, 35 Die Häufigkeit solcher Verletzungen wird mit ca. 2 Millionen Verletzungen in den USA und England angegeben 4, 5, 6, 8, 15, 19, 35. Trotz der hohen Inzidenzrate wird diese Verletzung häufig von medizinischen Personal bagatellisiert, was dazu führt das ca. 70% der Patienten eine chronische Sprunggelenksinstabilität entwickeln und somit noch Jahre später nach der initialen Verletzung unter anhaltenden Symptomen leiden. 1, 7 Somit ist eine (exakte) Differenzialdiagnostik unabdingbar, um Folgeschäden, sowie das Chronifizierungsrisiko zu minimieren12, 19, 27, aber dazu erläutern wir später noch einige Aspekte.
Die Mehrheit der Sprunggelenksdistorsionen sind gekennzeichnet durch ein Trauma, sowie exzessiver Inversion (Hebung der Innenseite des Fußes) und Innenrotation des Sprunggelenks bei hoher Geschwindigkeit. 4, 12, 33 Oftmals ist der Unfallmechanismus der folgende: Der Fuß befindet sich in der Landephase eines Schrittes oder Sprunges in gestreckter Stellung. Der nicht-belastete Fuß hat während des Schrittes/Sprunges eine leichte Tendenz nach außen hin weg zu drehen und dadurch muss bei der Landung das gesamte Körpergewicht über den Außenrand abgefangen werden. 9, 10
Faktoren, die eine Sprunggelenksdistorsion begünstigen können, werden in extrinsische und intrinsische Faktoren eingeteilt:
Die oben aufgeführten Risikofaktoren gelten sowohl für Erstverletzungen, als auch für wiederkehrende Trauma. Wir werden innerhalb der Behandlung diese Faktoren gemeinsam mit ihnen identifizieren und diese während der Behandlung adressieren.
Sicherlich ist ihnen bereits einmal jemand begegnet, der eine Sprunggelenksdistorsion erlitten hat. Somit sollten ihnen die offensichtliche Symtpome bereits bekannt sein 1, 3, 5, 12, 14, 16, 24:
Nicht alle Sprunggelenksdistorsionen gehen immer glimpflich aus. In manchen Fällen können verschiedene Begleitverletzungen oder -probleme auftreten, die eine schnelle Genesung und Wiederaufnahme der Alltagsbelastung des Sports verzögern 1, 3, 5, 6, 8, 9, 12, 17, 27. Mögliche Begleitverletzungen sind unter anderen:
Wir benutzen in der Beurteilung von Sprunggelenksdistorsionen verschiedene Scores und Klassifikationssysteme, zum Teil mit unterschiedlichen Zielen. Diese Systems können u.a. zur Einteilung der Therapie, zur Verlaufskontrolle oder zur Beurteilung der Funktion dienen.
Um Bandverletzungen zu klassifizieren wird häufig die Einteilung der “Amarican Medical Association” herangezogen. In der unten stehenden Tabelle können sie die Grade der Distorsionen sehen und mit welchen Klinischen Zeichen diese einhergehen. 23
Die Mehrheit der akuten Sprunggelenkdistorsionen klingt innerhalb von ca. 1 Woche selbständig ab 9, 10, 12, jedoch ist das Risiko einem erneuten Unfall der Bandstrukturen innerhalb des ersten Jahres doppelt so hoch. 11, 12, 28, 33 Die prädiktive Faktoren für u.a. die Rehabilitation hängen von einer Vielzahl verschiedener Variablen ab, sowie die intrinsischen und extrinsischen Risikofaktoren von hier oben. Diese Faktoren sollten vom Therapeuten in ihren Rehabilitationsprozess erfasst werden, um diese in der Therapie frühzeitig zu berücksichtigen. 24, 26, 28, 29, 33
Für eine adäquate Diagnosestellung und anschließende Therapieplanung wird zunächst eine Anamnese sowie eine Untersuchung gemeinsam mit ihnen durchgeführt. Im Anamnesegespräch werden wir mit ihnen wichtige Fragen besprechen, wie beispielsweise der Zeitpunkt der Verletzung, ob bereits Sprunggelenkverletzungen bestehen, Instabilitätsgefühl, Geräusche bei der Verletzung, ob eine Gewichtsübernahme möglich war und am allerwichtigsten für uns – was ihre alltagsspezifischen Ziele sind. 17, 25, 26, 33
Nach dem Gespräch erfolgt eine körperliche Untersuchung, welche sowohl zu Beginn, als auch im Verlauf der Behandlungsserie in regelmäßigen Abständen erfolgt. 17, 25, 23, 26, 33 In dieser körperliche Untersuchung schauen wir, ob bzw. welche körperliche Einschränkungen bestehen. So schauen wir nach Aspekte wie Schmerzen und Schwellung des Knöchels, die Bewegungsfreiheit des Gelenks, das Gleichgewicht und Gangbild.
“Bei einer Knöchelverstauchung sollte man kühlen!”
Die meisten Menschen empfehlen nach solch einer Verletzung direkt (und für längere Zeit) das verletzte Sprunggelenk zu kühlen. Allerdings wurde anhand einiger Studien nachgewiesen, das Eis, Kompression und Elevation (Fuß hochlegen) keinen positiven Effekt aufweisen, bzw. dass das sogenannte “RICE Protokoll” stellenweise nur unterstützend wirkt, wenn auch ein aktiver Trainingsanteil vorhanden ist. 2, 26, 33Somit ist unsere Folgerung: Eis, Kompression und Elevation sind keine empfohlenen Interventionen!
“Da soll man eine Schiene tragen!”
Einige wissenschaftliche Studien haben den Effekt einer externen Unterstützung (z.B. Tape, Schiene oder Orthese) bei akuten Sprunggelenkdistorsionen untersucht und sind einstimmig zum Ergebnis gekommen, dass eine externe Unterstützung einen positiven Effekt auf die Funktion & Prävention bei der Behandlung hat. Allerdings sollte hier erwähnt werden, dass viele Menschen eine Schiene als komplette Immobilisation oder Entlastung betrachten, das Sprunggelenk somit immer entlasten und eine Bewegungsangst entwickeln. Die Behandlung mittels einer kompletten Immobilisation (z.B. Gips) bei einer akuten Sprunggelenksdistorsion ist nicht zu empfehlen! 26, 33 Die Füße hochzulegen und gar nichts mehr zu machen, wird zum Glück nicht mehr, als geeignete Strategie bei Verletzungen des Bewegungsapparates empfohlen und durch das Konzept der optimalen Bewegung ersetzt, welches wir bei MYOKRAFT deutlich fördern und unterstützen! Vieles deutet mittlerweile darauf hin, dass eine frühzeitige Bewegung die Erholung fördert. 2, 3, 5, 6 Somit sind die oben genannten externen Unterstützungen (z.B. Bandage oder Tape) immer einer vollständigen Immobilisation (allerdings auch nur über einen Zeitraum von 4 – 6 Wochen 26,33) vorzuziehen.
“Am besten nur noch Schuhe mit hohen Schaft oder extra Stabilität”
Die Evidenz zum Thema “Schuhwerk” (z.B. Schuhe mit hohen Schaft) ist unklar und es kann auch keine der wissenschaftlichen Arbeiten eine Empfehlung dafür geben. 12, 26, 33
Wie bei jeden (neuen) Patienten erwartet Sie zu Beginn der ersten Therapiesitzung ein ausführliches Anamnesegespräch mit einen unserer Therapeuten, um etwaige für die Therapie relevanten Informationen zu evaluieren und mögliche Kontraindikationen oder sogenannte “Red Flags” auszuschließen. Danach wird durch den Therapeuten eine gründliche Untersuchung vorgenommen um den aktuellen Rehabilitationsstand genauestens festlegen zu können.
Zudem wird gemeinsam mit dem Patienten ein individuelles Anforderungsprofil erstellt welches speziell auf die Sportart oder die alltäglichen Anforderungen im Leben des Kunden abgestimmt wird. Ziel davon ist es, einen klar objektiv definierten IST- Standpunkt zu gestalten und eine erste Planung für den zu erreichenden Soll-stand zu formulieren. Dieser Weg wird durch den Transfer der Therapie stattfinden und laufend neu monitorisiert und evaluiert, um zu jedem Zeitpunkt über den aktuellen Leistungszustand des Patienten Bescheid zu wissen.
Um diese Art der Methodik noch effizienter und das volle Potenzial aus der Behandlung schöpfen zu können, bieten wir Ihnen die Möglichkeit der erweiterten Therapiezeit an. Ziel dieser Leistung ist es, unser Behandlungspotential voll auszuschöpfen und eine qualitativ hochwertige Therapie zu garantieren. Durch das erweiterte Konzept können unsere Therapeuten deshalb noch effizienter an dem Trainingsprozess arbeiten.
Nach einer gründlichen Sportarten- bzw. Alltagsanalyse, wird anhand der gesammelten Informationen ein individueller Rehabilitationsplan erfasst. Dieses Reha Denkmodell ist ein sich immer wieder neu evaluierendes System, welches ständig den aktuellen Wundheilungsprozess beachtet und den Leistungszustand genauestens erfasst. Jegliche Progressionen im Rehabilitationsverlauf werden dadurch Kriterien basiert und nicht Zeit basiert vorgenommen.
ÜBER DEN AUTOR
Michael Mügge & das Team vom INJOY
Das Expertenteam hat als kostenlosen Service diverse Themen bearbeitet, um einen wissenschaftlichen Hintergrund und Lösungsansätze zu geben.
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